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Stress, Lernen und Beziehung

Stress, Lernen und Beziehung

😩Stress ist individuell, zeigt sich in unserem Alltag auf vielfältige Weise und in allen unterschiedlichen Altersstufen:
Rechtzeitig von A nach B kommen, alle Termine unter einen Hut bringen, Übergänge, Hausaufgaben lösen, neue Situationen, Konflikte in der Familie, der Schule oder mit Freunden, um nur einige Beispiele zu nennen. Und: Diesen Stress können wir auch auf unser Gegenüber übertragen. 
Aber was passiert eigentlich genau in unserem Gehirn, wenn wir gestresst sind? Normalerweise, im ausgeglichenen Zustand, „regiert“ unsere „Vernunft“, die Grosshirnrinde. Diese „Vernunft“ ermöglicht es, uns zu konzentrieren, Aufgaben zu lösen, zu lernen, mit anderen Menschen in einen gelingenden Austausch zu kommen. Unsere Aufmerksamkeit ist fokussiert.
Nimmt unsere Amygdala (das „emotionale Zentrum unseres Gehirns“) jedoch eine Gefahr wahr, übernimmt blitzschnell unser „Echsenhirn“, das Stammhirn. Das Stammhirn ermöglicht das Überleben in Notfall-Situationen, indem es unserem Körper einer der drei Befehle „Kampf“, „Flucht“ oder „Erstarren/Totstellen“ gibt. Diese Reaktionsmuster, über welche alle Säugetiere verfügen, haben eine Schutz- bzw. Überlebensfunktion.  Hätten unsere Vorfahren zuerst darüber diskutiert, zu welcher Gattung denn nun der Säbelzahntiger gehört oder wie viele km/h er zurücklegt, bevor sie zur Flucht oder zum Kampf bereit gewesen wären, hätten sie wohl nicht überlebt. Stehen wir unter Stress, verändert sich unsere Aufmerksamkeit von einer fokussierten, zu einer scannenden, um mögliche Gefahren im Aussen blitzschnell erkennen und reagieren zu können. Lernen, konzentriertes Arbeiten oder konstruktive Gespräche sind solchen Situation nicht mehr möglich.
Eine wichtige Rolle bei der Reduktion von Stress spielt Oxytocin. Als Hormon und Neurotransmitter wirkt Oxytocin angst- und stressreduzierend, vertrauens- und beziehungsfördernd und hat somit auch positive Auswirkungen auf das Lernen 🤓.
Der Körperkontakt ☺️ zu einer nahestehenden Vertrauensperson (Achtung: Berührungen, die als unangenehm oder beängstigend erlebt werden, aktivieren Stress), ein gemeinsames Essen oder zusammen eine Tasse Tee/warme Schokolade trinken, wirkt unterstützend für die Freisetzung von Oxytocin. Auch die Synchronisation von Interaktionen/Bewegungen – also z.B. gemeinsames Tanzen oder Singen, Bewegungen vor- und nachmachen, sich einen Ball gegenseitig hin- und her zuspielen (kein Wettkampf, sondern gemeinsames Spiel) – wirkt fördernd. 
Gelingt es uns als Eltern, Angehörige oder Fachpersonen, ruhig zu bleiben, wenn beim Kind/Jugendlichen der Stresslevel steigt, hilft dies wiederum dem Kind/Jugendlichen, selbst zur Ruhe zu kommen. Steigt unsere Anspannung hingegen ebenfalls an, nimmt der Stress bei unserem Gegenüber ebenfalls zu. Es lohnt sich also, sich auch mit seinem eigenen Stresserleben auseinanderzusetzen und sich eigene Strategien zur Stressregulation anzueignen. 

Folgende kleine Übungen und Spiele können helfen, von der Anspannung/dem Stress in die Entspannung/Ruhe zu kommen:
-    1-2-3: Was siehst du? Was hörst du? Was spürst du? Jede Person benennt der Reihe nach ein Ding laut. Wenn die Gruppengrösse und die         
     Konzentrationsfähigkeit es zulassen, werden die Fragen wiederholt, in der 2. Runde werden 2 Dinge und in der 3. Runde 3 Dinge genannt.     
     Auch für Erwachsene im Stillen eine gute Übung, um den Fokus wieder auf das Hier-und-Jetzt zu lenken und in die Ruhe zu kommen. 
-    Alternative für 1-2-3 für jüngere Kinder: «Ich sehe was, was du nicht siehst» spielen
-    Einatmen, dabei die Hände zu Fäusten Ballen, Luft kurz anhalten, dann ausatmen und die Handflächen öffnen, 3x wiederholen
-    Gemeinsames Summen/Singen oder Tanzen
-    Zungenspitze nach hinten «umklappen», dabei den Mund geschlossen halten und weiter durch die Nase ein- und ausatmen
-    Bewegungen in Zeitlupen-Tempo ausführen oder für Jugendliche/Erwachsene: Achtsames Gehen; beim Gehen das Abrollen des Fusses
      bewusst wahrnehmen
 
Weitere Ideen finden sich z.B. im Kartenset «Ich schaf(f) das!» von Claudia Müller-Croos oder auf der App «Body2Brain».
Literatur:
Croos-Müller, C. (2020). Ich schaf(f) das! Leichte Körperübungen für mehr Lebenspower. Kösel.
Herzog, M. (2015). Lily, Ben und Omid. Top Support GmbH.
Institut.berlin.de (2016). Was ist hier. be-here-now.eu/tipps/erden-reorientieren/5-4-3-2-1 (abgerufen am 20.02.2025)
Julius, H. (2020). Am Du zum Ich. Bindungsgeleitete Pädagogik: Das CARE-Programm. Kerlingarholl: Amazon.

Quelle Emojis: emojiisland.com